Bleifrei jagen - zum Wohle von Aasfressern und Menschen

Pressemitteilung Nr. 190/11

Datum: 15.12.2011

Im Rahmen der Wissenschaftlichen Vortragsreihe der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald konnte Initiator Dr. Jörg Müller den anerkannten Tiermediziner Dr. Oliver Krone vom Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) Berlin für einen interessanten Vortrag mit dem Titel „Bleifrei jagen zum Wohle von Aasfressern und Menschen“ im Waldgeschichtliches Museum St. Oswald gewinnen.

Nach der Vorstellung des Referenten Dr. Oliver Krone kündigte Dr. Müller an, dass dies vielleicht der wichtigste Vortrag der Reihe sein könnte - wohl wissend, dass das Publikum zum großen Teil aus Jägern bestand. Dessen war sich auch Dr. Oliver Krone bewusst und trug seinen Vortrag mit dem brisanten Thema seinem Publikum sehr souverän vor.

Dr. Krone erklärte, wie das Blei in die Nahrungskette gelangt und welche schwerwiegenden Folgen dies für Mensch und Umwelt hat. Hierbei war er immer darauf bedacht seine Aussagen mit Beweisen und Forschungsergebnissen zu untermauern. Er zeigte Röntgenbilder von erlegten Tieren, Statistiken über die Todesursachen von Seeadlern und viele Bilder von Munition vor und nach dem Schuss.

Dazu erklärte Dr. Krone, dass die bleihaltige Munition sich in bis zu 500 Geschosspartikel aufsplittern kann. Diese verbleiben auch im zum menschlichen Verzehr freigegebenen Wildbret. Somit gelangt das Blei in die Nahrungskette. Vor allem die vom Geschoss getroffenen Innereien von erlegtem Wild spielen offensichtlich eine große Rolle. Sie werden vom Jäger als „Aufbruch“ bezeichnet und normalerweise im Wald belassen. Hier machen sich dann Aasfresser wie z.B. Seeadler über das kontaminierte Fleisch her. Seeadler reagieren besonders empfindlich auf das Schwermetall, weshalb diese Art von Dr. Oliver Krone und dem IZW als Indikatorart bezeichnet und besonders erforscht wird. Doch auch für den Menschen sind erhöhte Bleiwerte im Blut gefährlich, sie wirken sich vor allem auf Nieren und Blutdruck aus. Und das schon in sehr geringer Dosis. Für Blei gibt es keinen zulässigen Schwellenwert, denn schon kleinste Mengen können gesundheitliche Auswirkungen für den Menschen haben.

Die Lösung dieses Problems liegt nahe, man müsste nur auf bleihaltige Munition verzichten und auf bleifreie Deformatoren umstellen, also Munition, die nicht splittert sondern sich lediglich stark verformt. Diese Munition gibt es auch schon für alle gängigen Schusswaffen auf dem Markt.

In der anschließenden Diskussion fragte ein Zuhörer, warum man überhaupt noch mit bleihaltiger Munition schießt, worauf im Saal eine lebhafte Diskussion ausbrach. Es wurde über Munitionspreise, die Tötungswirkung bleifreier Geschosse, Gefahren von Rückprallern und Querschlägern und diverse Schusswaffen gefachsimpelt.

Am Schluss einigte man sich jedoch darauf, dass vor allem die Macht der Gewohnheit der Umstellung auf die bleifreie Jagd entgegensteht. Es gibt jedoch auch Lichtblicke. Im Rostocker Stadtwald, im Nationalpark Müritz, im Saarland und vielen weiteren Gebieten wurde oder wird beschlossen nur noch bleifrei zu jagen, und Dr. Oliver Krone wirkte zufrieden, als er sagte: „Es tut sich was“.

Mehr Infos unter: www.seeadlerforschung.de

Die nächste Veranstaltung der Wissenschaftlichen Vortragsreihe findet am 22.12. im Waldgeschichtlichen Museum statt, Titel des Vortrages ist: „Wo 100 Kilometer keine Entfernung und 100 Quadratkilometer keine Fläche sind: Schutzgebiete in Russland“.

Rainer Pöhlmann

 

Bildunterschrift:

Seeadler - hier zwei erwachsene Vögle, zu erkennen an den weißen Schwanzfedern - reagieren sehr empfindlich auf Schwermetalle, die in Form bleihaltiger Munitionssplitter in beschossenen und anschließend verendeten Wildtieren gelangt sein können.

Bildautor: Dr. Oliver Krone


Bilder zur Mitteilung

Bei Klick auf das beigefügte Bildmaterial werden die Fotos in druckfähiger Auflösung dargestellt. Die Aufnahmen dürfen von Medien jeweils nur in Verbindung mit der dazugehörigen Mitteilung verwendet werden. Andere Nutzungsarten bedürfen einer schriftlichen Genehmigung.



Kontakt Pressestelle

Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald
Pressestelle
Freyunger Straße 2
94481 Grafenau
08552 9600-132
08552 9600-144
08552 9600-161
08552 9600-100
pressestelle@npv-bw.bayern.de

Die Mitarbeiter der Pressestelle finden Sie in unserer Rubrik Ansprechpartner.

Zum Seitenanfang scrollen nach oben