Nationalpark-Hirsche überwintern wie seit fast 40 Jahren in Gattern

Pressemitteilung Nr. 032/10

Datum: 29.03.2010

Rotwild im Wintergatter.
Foto: Rainer Pöhlmann

Rotwild im Wintergatter. Foto: Rainer Pöhlmann

Mit 434 gezählten Tieren bleibt der Bestand auf Vorjahrsniveau

Zwei Jahre lang wurde intensiv versucht über die Zukunft des Rotwildes im Bayerischen Wald zu diskutieren. Eine vom Nationalpark angeregte Arbeitsgruppe mit Vertretern von Land- und Forstwirtschaft, Jagd und Naturschutz wurde abgelehnt. Die zuständigen Ministerien haben deshalb entschieden: die „Wintergatter-Lösung“ bleibt bestehen. Die höhere Jagdbehörde an der Regierung von Niederbayern will allerdings einen grenzüberschreitenden Dialog mit allen Beteiligten aufbauen mit dem Ziel, eine der Sache dienende Lösung zu finden.

In den vier Nationalpark-Wintergattern Ahornschachten, Buchenau, Neuhüttenwiese und Riedlhäng bleibt somit alles wie bisher: Unbeeindruckt von der Kontroverse um „Rothirsch auf neuen Wegen“ stehen die Tiere an der Fütterung, und vielleicht warten auch sie sehnlichst auf das Frühjahr, wenn Anfang Mai die Tore wieder geöffnet werden und zarte Blätter, Blüten und Knospen anstelle der eintönigen Konservennahrung in Form von Silage und trockenem Heu auf dem Speiseplan stehen. Denn seit Ende Oktober sind die Wintergatter im Nationalpark geschlossen, der Großteil der Nationalparkhirsche steht innerhalb des Zauns. Die frühe Schließung sollte der Erfüllung eines erhöhten Abschuss-Solls dienen, nachdem die Jagdbehörden und die Hochwildhegegemeinschaft im Frühjahr 2009 einen gegenüber früher deutlich gestiegenen Rotwild-Bestand im Bayerischen Wald festgestellt hatten.

Die vor kurzem abgeschlossenen Wildzählungen ergaben für den Nationalpark Bayerischer Wald 434 Stück Rotwild gegenüber 439 Stück im vergangenen Jahr. Bezogen auf die Nationalparkfläche von 24.250 Hektar errechnet sich somit eine Rotwilddichte von 1,8 Tieren pro 100 Hektar.
Den Sommer verbringt das Rotwild in den Hochlagen des Nationalparks und findet dort ein wahres Schlaraffenland vor: Bestes Futter, gute Verstecke und Ruhe vor übermäßigen Störungen durch den Menschen. Am beliebtesten sind die sog. „Borkenkäferflächen“ mit viel Licht am Boden. Hier finden die Tiere einen optimalen Lebensraum vor, wie die Wildbiologen der Nationalpark-Forschung beobachten konnten. Noch wichtiger: Im Großteil des Nationalparks bleiben die Tiere vor der Jagd verschont. Auf Jagddruck reagiert das sensible Rotwild nämlich sehr störungsempfindlich und scheu – normale Nationalparkbesucher würden es dann kaum mehr zu Gesicht bekommen.
Im Winter jedoch ändert sich das Leben der Tiere einschneidend. Weil das festgesetzte Rotwildgebiet keinen ausreichenden Winterlebensraum umfasst, müssen die Tiere in die Wintergatter, damit sie sich nicht am Jungwuchs oder Rinde junger Bäume in den Privatwäldern vergehen können. Weil aber durch die Fütterung der natürliche Nahrungsengpass im Winter als wichtiges Regulativ der Rotwildbestände ausgeschaltet wird und auch die Winterruhe der Tiere nicht möglich ist, muss die Nationalparkverwaltung regulierend eingreifen, um einer Übervermehrung vorzubeugen. Dies erledigen die Berufsjäger des Nationalparks vor allem in den Wintergattern, so dass die Tiere nicht auf ganzer Fläche verfolgt und beunruhigt  werden müssen.

Übrigens, ein paar wenige Rothirsche verdienen sich die Bezeichnung „Wild“ noch: Sie überwintern alljährlich weit entfernt der Gatter inmitten des Nationalparks, wie ihre Fährten verraten. Sie beweisen die große Befähigung dieser Tierart, durch Energiesparen und Genügsamkeit auch den harten Bayerwald-Winter zu überstehen – ganz ohne Hilfe des Menschen.

Bildunterschrift: Der Großteil der Nationalpark-Hirsche überwintert in den Wintergattern. Vor einem Jahr hatte die Nationalparkverwaltung vergeblich angeregt, dass sich alle Beteiligten an einem Runden Tisch über den Umgang mit dem Rothirsch austauschen.
Foto: Rainer Pöhlmann. 

Das Foto können Sie in Druckqualität downloaden unter: http://www.nationalpark-bayerischer-wald.de/aktuelles/mediathek/index.htm


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